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Vortrag: Erzengel und Atomhexen - Frauen im Uranbergbau der Wismut

01. 05. 2024 von Uhr

Frauen im Bergbau – eine unmögliche Vorstellung. Die Berufsbezeichnung Bergmann bezieht sich eindeutig auf den Mann. Und doch hat seit Beginn des Bergbaus im Erzgebirge die Ehefrau des Bergmanns, seine Gefährtin, einen festen Platz neben ihm gehabt. In der Zeit der Eigenlehner arbeiteten anfangs Familien gemeinsam im Schacht. Auf zeitgenössischen Darstellungen, wie dem Kuttenberger Kanzional oder dem Annaberger Bergaltar von Hans Hesse, erkennt man Frauen vor allem bei der Aufbereitung der Erze.

Mit Beginn des Industriezeitalters waren Frauen vor allem im Steinkohlebergbau auch unter Tage beschäftigt. Viele engagierte Gewerkschafter und Sozialdemokraten kämpften um ein Verbot der Frauenarbeit unter Tage. Körperlich schwerste Arbeit führte zu Früh- und Totgeburten oder zu Fehlentwicklungen bei Säuglingen. Die Herren der Bergbehörden befürchteten jedoch auch  unmoralisches Verhalten welches durch die Dunkelheit am Arbeitsplatz begünstigt werden würde. Schließlich wurde im Jahre 1878 die untertägige Arbeit von Frauen und Mädchen verboten.

In Kriegszeiten wurde die Gewerbeordnung außer Kraft gesetzt und Frauen arbeiteten wieder unter Tage. Sie ersetzten die Ehemänner und Väter, welche in den Krieg ziehen mussten. 

Nach dem 2. Weltkrieg waren es die Frauen, welche um das Überleben der Familie kämpfen mussten. Es blieben 4.750.000 Ehemänner und Väter im Krieg. Mehr als 11 Mio. befanden sich in Gefangenschaft. Das Land lag in Trümmern, die Nahrungsversorgung stand auf der Kippe. In ganz Deutschland übten die Frauen Tätigkeiten aus, welche unter normalen Umständen untersagt gewesen wären. Nicht nur Männer litten am posttraumatischen Belastungssyndrom. Fürchterliche Erlebnisse während Flucht und Vertreibung und die überstandenen Bombennächte in den Großstädten verfolgten die Überlebenden noch Jahrzehnte später und verursachten Alpträume und schlaflose Nächte.

Viele  Menschen versuchten sich im aufstrebenden Uranerzbergbau der SAG Wismut wegen der besseren Versorgungslage ein neues Leben aufzubauen. Für Frauen bot sich dich Chance, mit schwerster körperlicher Arbeit den Lebensunterhalt für die Kinder zu ermöglichen. Sie waren in fast allen Bereichen des Bergbaus beschäftigt. Sie arbeiteten in der Förderung, im geologischen Bereich, in der Markscheiderei. Sie waren Anschläger und Fördermaschinistinnen. In den Garderoben der Schächte, in den Wäschereien und Schneidereien wurden sie gebraucht. So manches Haus in Oberschlema ist durch Frauenbrigaden errichtet worden. Wismuthandel, Wochenkrippen, Kindergärten, Gesundheitswesen und Kultureinrichtungen boten mannigfaltige Beschäftigungsmöglichkeiten zum „Wismuttarif“.

Heute, so viele Jahre später kann man es leider erleben, dass sich Bergführer von Schaubergwerken in der Darstellung der wilden Anfangszeiten regelrecht „produzieren“ und sich in einer unfassbar abfälligen Weise über die Frauen im Bergbaubetrieb äußern. 

Mit dem Thema hat sich der Leiter des Museums mehr als 10 Jahren nebenberuflich beschäftigt und in seiner Freizeit in Archiven der Region sowie überregional in Berlin und Schwerin gearbeitet und viel Interessantes gefunden. Dies soll im Vortrag zu Gehör gebracht und die Lebensleistung von Frauen sachlich dargestellt werden.


Informationen & Anmeldungen unter 03771 / 290223

 
Foto zur Veranstaltung

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